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{"id":1090,"date":"2020-04-29T05:29:43","date_gmt":"2020-04-29T05:29:43","guid":{"rendered":"http:\/\/innolab.one\/?post_type=yada_wiki&p=1090"},"modified":"2021-01-28T15:28:18","modified_gmt":"2021-01-28T15:28:18","slug":"loesungsansaetze","status":"publish","type":"yada_wiki","link":"https:\/\/innolab.one\/?yada_wiki=loesungsansaetze","title":{"rendered":"Ideen"},"content":{"rendered":"
(1) Gesellschaftliche Systeme sind komplex und hochgradig vernetzt. \u00c4nderungen an einem Teilsystem k\u00f6nnen gro\u00dfe Wirkungen entfalten – oder gar keine. In Anlehnung an die Beschreibung von Lebensr\u00e4umen biologischer Organismen k\u00f6nnen auch technische, \u00f6konomische und soziale Systeme als \u00d6kosysteme interpretiert werden. Sie bestehen aus in einem gemeinsamen Kontext interagierenden Objekten, die durch kausale und funktionale Wechselwirkungen miteinander verbunden sind. Die Beschreibung komplexer Systeme als \u00d6kosysteme erm\u00f6glicht ein umfassendes Verst\u00e4ndnis ihrer Funktionen und Wechselwirkungen.<\/p>\n<\/i> Kommentar senden<\/span><\/a>\n (2) Die Entwicklung von \u00d6kosystemen basiert auf Evolutionsprozessen, die einerseits neue Merkmale der Objekte, andererseits neue Wechselwirkungen und Systemstrukturen hervorbringen. In einem \u00d6kosystem ver\u00e4ndern sich laufend Eigenschaften und Funktionen der einzelnen Objekte und es entstehen neuartige Systemelemente. Damit einhergehend \u00e4ndern sich Systemstrukturen, Wechselwirkungen und Prozesse.<\/p>\n Die Entwicklung sozialer, \u00f6konomischer und technischer\u00a0 \u00d6kosysteme basiert nicht nur auf zuf\u00e4lligen\u00a0 Evolutionsprozessen wie in der Natur, sondern wird planvoll durch Menschen gesteuert. Diese bringen ihre Erfahrungen und\u00a0 Wissen in die Gestaltung von Infrastrukturen und Prozessen ein und l\u00f6sen gezielt Entwicklungen aus. Dadurch entsteht ein Spannungsfeld zwischen planvollem Handeln und vor allem durch Marktmechanismen gekennzeichneten Evolutionsprozessen.<\/p>\n<\/i> Kommentar senden<\/span><\/a>\n (3) Die gr\u00f6\u00dfte Wirkung auf die beschriebenen Problemfelder entfalten \u00f6konomische Prozesse. Diese bestimmen einerseits politische Strukturen und Entscheidungen sowie soziale Prozesse und werden anderseits wiederum von diesen ma\u00dfgeblich beeinflusst. Die durch die Politik verfolgte „Liberalisierung“ der Wirtschaft\u00a0 und des Finanzwesens belegt eindrucksvoll das Primat der \u00d6konomie. Die zentralen Ursachen f\u00fcr alle beschriebenen Probleme werden somit im Wirtschafts- und Finanzsystem verortet. \u00c4nderungen und Reformen dieses Systems k\u00f6nnen wiederum nur durch politisches Wirken herbeigef\u00fchrt werden.<\/p>\n<\/i> Kommentar senden<\/span><\/a>\n (4) Die Marktwirtschaft hat sich im Bereich der „Realwirtschaft“ als extem leistungsf\u00e4hig, flexibel und robust erwiesen. Der kapitalistische Finanzmarkt hat sich zunehmend von der Realwirtschaft entkoppelt, ist tendenziell instabil und entwickelt eine Konkurrenz zur Realwirtschaft durch die Sch\u00f6pfung rein virtueller „Produkte“.<\/p>\n<\/i> Kommentar senden<\/span><\/a>\n (5) Die Vorsorge sowohl gegen Krisen als auch gegen Naturereignisse muss wieder eine zentrale Aufgabe des Staates werden und durch diesen finanziert werden. Diese Aufgabe kann durchaus im Einklang mit marktwirtschaftlichen Ans\u00e4tzen stehen, ihre Umsetzung erfordert jedoch ein hohes Ma\u00df an Transparenz.<\/p>\n (6) Insbesondere kritische Infrastrukturen k\u00f6nnen nicht auf rein marktwirtschaftlicher Basis aufgebaut werden. Ihre Funktion muss nachhaltig durch den Staat gew\u00e4hrleistet werden. Das bedeutet, dass diese Infrastrukturen keinen Gewinninteressen unterliegen d\u00fcrfen. In letzter Konsequenz k\u00f6nnen sie nur staatlich sein. Massive\u00a0 regulatorische, staatliche Eingriffe in private Infrastrukturen f\u00fchren zu einem v\u00f6llig unsinnigen Wettbewerb zwischen Staat und privaten Infrastrukturbetreibern, da diese immer versuchen werden, mit dem Ziel der Gewinnmaximierung den regulatorischen Vorgaben auszuweichen. Dienstleistungen und Produkte f\u00fcr Infrastrukturen k\u00f6nnen dagegen durchaus dem freien Markt \u00fcberlassen werden.<\/p>\n<\/i> Kommentar senden<\/span><\/a>\n (7) Ein zentrales Problem des kapitalistischen Wirtschaftssystems liegt in der immer schneller werdenden Schaffung virtueller Werte, insbesondere extrem vernetzter Finanzprodukte. Daraus resultiert die Fragestellung, wie ein Finanzsystem aussehen m\u00fcsste, das reiner Dienstleister der Realwirtschaft ist und das keine Finanzprodukte erzeugen d\u00fcrfte. Alle Absicherungen gegen Risiken k\u00f6nnten schlie\u00dflich auch \u00fcber Versicherungen erfolgen. Daf\u00fcr braucht man keine Derivate.<\/p>\n Allerdings kann das Verh\u00e4ltnis von virtuellem Wert und Gebrauchswert einer Ware nicht exakt quanitifiziert werden. Es ist nicht m\u00f6glich, zwischen diesen Wertanteilen zu unterscheiden. Das ist auch nicht notwendig, wenn alle Produkte und Leistungen steuerlich gleich behandelt werden, d.h. die steuerliche Besserstellung von Finanzprodukten beendet wird.<\/p>\n Wenn alle Ertr\u00e4ge aus dem Handel mit Finanzprodukten und Aktien genauso besteuert werden wie Ertr\u00e4ge aus gewerblicher T\u00e4tigkeit, w\u00fcrde die Spekulation, genauer: die Investition in Gewinnerwartungen, zumindest nicht mehr staatlich gef\u00f6rdert.<\/p>\n<\/i> Kommentar senden<\/span><\/a>\n (8) Eine weitere grundlegende Frage ist, wer dann Geld sch\u00f6pfen soll. Wenn es der Staat ist, m\u00fcsste die Frage gekl\u00e4rt werden, wieviel Geld gesch\u00f6pft werden muss bzw. darf und wie der Staat zu einem ressourcensparenden und effizienten Handeln angehalten werden kann.<\/p>\n<\/i> Kommentar senden<\/span><\/a>\n (9) Generell stellt sich die Frage, wie der \u00dcbergang zu einem derartigen alternativen Finanzsystem erfolgen k\u00f6nnte.<\/p>\n<\/i> Kommentar senden<\/span><\/a>\n (10) Es gibt zahlreiche Ans\u00e4tze, Strukturen zu entwerfen, die Kollaboration mehr f\u00f6rdern als Konkurrenz (z.B. [6]). Generell w\u00e4re zu kl\u00e4ren, ob nicht beide Tendenzen gleichzeitig, wenn auch gegenl\u00e4ufig wirken m\u00fcssen, um langfristig zu funktionieren.<\/p>\n<\/i> Kommentar senden<\/span><\/a>\n (11) Wie sollte nun das k\u00fcnftige Gesellschaftssystem aussehen? Es soll sowohl die Freiheit des einzelnen garantieren als auch gemeinwohlorientiert sein, entsprechende Leistungsanreize bieten und eine sichere und ausreichende Vorsorge erm\u00f6glichen.<\/p>\n<\/i> Kommentar senden<\/span><\/a>\n (12) Welche Anforderungen resultieren daraus an das Finanzsystem? Es muss zum einen eine stabile W\u00e4hrung f\u00fcr die Realwirtschaft bereitstellen. Zum anderen darf es keine Gewinne aus reinen Geldgesch\u00e4ften erm\u00f6glichen, um maximale Leistungsanreize in der Realwirtschaft zu bewirken. Spekulative Geldgesch\u00e4fte, insbesondere Spekulationen mit exponentiellen Wirkungen sollten nicht zul\u00e4ssig sein. Das betrifft einen gro\u00dfen Teil der aktuellen Finanzprodukte. Sie sind f\u00fcr eine nachhaltige und gemeinwohlorientierte Wirtschaft weder notwendig noch f\u00f6rderlich.<\/p>\n<\/i> Kommentar senden<\/span><\/a>\n (13) Wie k\u00f6nnte die Transformation zu einem derartigen Finanzsystem erfolgen? Restriktive Ma\u00dfnahmen k\u00f6nnten zwar zum Ziel f\u00fchren, w\u00e4ren aber vermutlich mit gr\u00f6\u00dferen Sch\u00e4den auch f\u00fcr die Realwirtschaft verbunden. Denkbar w\u00e4ren aber sanfte \u00dcberg\u00e4nge durch schrittweise Reformen, wie die Einf\u00fchrung einer deutlich h\u00f6heren Finanztransaktionssteuer oder die Abschaffung der staatlichen Absicherung f\u00fcr hochriskante Finanzspekulationen. Diese k\u00f6nnten wie Spielschulden nach \u00a7 762 Abs. 1 und 2 BGB behandelt werden: „Durch Spiel oder durch Wette wird eine Verbindlichkeit nicht begr\u00fcndet. Das auf Grund des Spieles oder der Wette Geleistete kann nicht deshalb zur\u00fcckgefordert werden, weil eine Verbindlichkeit nicht bestanden hat.“ Spielschulden sind nicht einklagbar. <\/p>\n<\/i> Kommentar senden<\/span><\/a>\n